Hilfe… versteht uns Angehörige

Da denken diese Transgender nun, sie haben sich zu ihrem wahren Ich bekannt und wir sollten das einfach so hinnehmen.
Für mich ist das auch einfach. Für andere weniger. Klar, sollten die Transgender erst einmal an sich und ihren Weg denken, wie sie es nennen.

 

Aber wer denkt an uns Angehörige?
Von uns wird erwartet, dass wir verstehen, akzeptieren und hinnehmen. Dabei verstehen die meisten im ersten Moment einfach so gar nichts. Wieso sollte die Frau die man liebt, ein Mann sein wollen? Man selbst ist doch gar nicht schwul…
Wieso sollte der Mann den man liebt, eine Frau sein wollen? Ist man selbst nun lesbisch?
Wieso hat man nicht gemerkt, wie kreuzunglücklich das eigene Kind ist?
War man so blind? Und vor allem, wieso vertraute uns unser Kind nicht, es uns direkt zu sagen? Was haben die Eltern nur falsch gemacht?
Warum ist die beste Freundin auf einmal ein Kerl?

 

Den Angehörigen fallen Situationen ein, die eventuell mit dem selben oder anderen Geschlecht anrüchig gewesen wären.
Man hat mit der besten Freundin in einem Bett geschlafen. Was dachte sie als sie neben einem lag? War sie da schon ein Mann? Was wollte sie da von mir?
Man hat dem besten Kumpel Dinge anvertraut, die man nie einer Frau sagen würde. War er da schon eine Frau? Was hat er dabei gedacht? Wie wird er dieses Wissen nutzen

 

Aber die entscheidenste Frage, die wir Angehörigen uns stellen ist doch wohl eher:
Kann ich der Person gegenüber noch VERTRAUEN?
Immerhin hat sie uns jahrelang etwas vorgemacht. Sie hat uns belogen und hintergangen. Sie hat UNS nicht genug vertraut, um uns klar zu sagen, was Sache ist.

 

Und damit fahren unsere Emotionen Achterbahn. Ein hin und her der Gedanken und Gefühle. Oder einfach gähnende Leere. Man fühlt sich in dem Moment wie vor den Kopf gestoßen. Manche sind zu nichts mehr in der Lage, in der ersten Zeit.
Und es werden Erwartungen gerade in dieser Zeit, wo wir selbst nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen, an uns gestellt.
Versteh doch…

 

 

Liebe Transgender
Wir WOLLEN verstehen, wir WOLLEN akzeptieren. Zumindest viele von uns. Aber wenn wir erfahren, dass unser, unter Umständen komplettes, Leben auf einer Lüge aufgebaut ist, brauchen auch wir Zeit.
Zeit zu erkennen, dass ihr deshalb kein Lügner seid. Zeit zu verstehen, dass ihr uns LIEBT, egal ob als Frau oder Mann. Zeit zu akzeptieren, dass sich nun einfach ALLES verändern wird.

 

Wir brauchen Zeit uns zu informieren, was ihr uns nach eurem Bekenntnis sicher gesagt habt. Wir waren nur nicht in der Lage, es zu hören.
Nach dem ersten Satz sind wir nämlich in ein Loch gefallen.

 

Lasst uns ZEIT, VERSTEHT, dass es für uns nicht einfach so einfach ist. Wir müssen uns, unsere Gedanken und Gefühle auch sortieren. Wir müssen verstehen. Das geht nicht in fünf Minuten, bei den meisten dauert das lange. Bei einigen wird das nie der Fall sein.

 

 

Stellt euch vor, ihr habt mit dieser Verkleidung 10, 20, vielleicht sogar 40 Jahre gelebt. Wir können das nicht einfach wegstecken und so tun als wäre nichts gewesen. Denn für diese Zeit fühlen wir uns belogen, betrogen und hintergangen.

 

Habt Verständnis für uns. Akzeptiert, dass wir begreifen müssen, dass eben nicht alles gelogen war. Das dauert ein wenig.

 

Meistens liegt unsere Enttäuschung nicht einmal darin, dass ihr Transgender seid, sondern in der Tatsache, dass wir dachten ihr würdet uns vertrauen und mit uns über alles reden. Wir sind enttäuscht, dass wir euch wohl doch nicht wirklich kannten.

 

Sehr viele werden diese Enttäuschung, das mangelnde Vertrauen der letzten Jahre in unsere Person, nicht verkraften und euch verlassen. Das passiert und daran hat keiner Schuld. Das sind diese Menschen, die es einfach nicht verkraften ihr Leben auf einer Lüge aufgebaut zu haben.
(Ich höre euch aufschreien, dass ihr nie gelogen habt. Für jene Menschen ist das jedoch anders. Sie sehen es als Lüge.)

 

Manche von denen werden nach einer gewissen Zeit zurück kommen und verstehen. Dann brauchten sie eben nur die Ruhe, um die ich oben schon gebeten hatte.

 

Und wenn wir direkt bleiben, beantwortet unsere Fragen. Egal wie schlimm und furchtbar sie sein mögen. Wenn wir nach dem warum fragen, sagt nicht, es war schon immer so. Erklärt es uns.
Wenn wir fragen ob du nun schwul oder lesbisch bist, nimm es uns nicht böse. Wir suchen Antworten die unser Kopf nicht sofort bereit hält. Habe Geduld mit uns.
Wenn wir fragen, warum ihr uns belogen habt. Sagt nicht, dass ihr es nicht habt. Denn für die Angehörigen fühlt es sich so an. Erklärt uns ruhig, dass ihr erst jetzt den Mut gefunden habt, euch zu bekennen.

 

Wir werden viel falsch machen in der ersten Zeit. Verzeiht es uns. Wir werden euch am Anfang, aus reiner Gewohnheit mit dem früheren Namen ansprechen. Das ist nicht böse gemeint. Auch wir müssen uns umgewöhnen. Das wird nicht ewig so gehen. Wir wissen, dass es euch verletzt, aber wir tun das nicht mit Absicht.

 

Wenn wir jedoch verstehen, akzeptiert und begriffen haben, werden wir mit euch gerne einkaufen gehen, Männerklamotten, Frauenschminkzeug, usw. Wir werden uns für eure neue (für uns ist sie neu) Geschlechterrolle interessieren und euch unterstützen.

 

Bitte, habt einfach Geduld mit uns. Auch wir brauchen das!

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