Die Hernienop

Nun ist es schon einige Zeit her, dass mein Mann an der Hernie operiert wurde.
Nun kann ich euch in Ruhe und mit. etwas Abstand darüber berichten.

Am 22.2. kam er also morgens um 8.30 Uhr im Josefspital in Wien an. Nüchtern versteht sich, da an diesem Tag die Op angesetzt war.

Nein, ich habe ihn nicht in die Klinik gebracht. Jedesmal wenn er ins Spital geht, und ich ihn hinbringe, hat es einen sehr bitteren Beigeschmack für uns, weil wir normaler Weise nie länger getrennt sind. Dann bekommen wir Tränen in die Augen beim Abschied. Diesmal wollte ich das nicht. Ich sagte ihm also, als er los ging: Wir sehen uns morgen.

Einige Zeit später bekam ich meine SMS mit der Etage, der Station und der Zimmernummer. Wir halten das immer so. Er ist ja nicht das erste Mal in einer Klinik gewesen. Noch einige Zeit später bekam ich eine SMS: Die OP wurde vorverlegt. Das fand ich im Grunde gut, da er das dann schneller hinter sich hatte. Um 14.30 Uhr rief ich dann auf der Station an und fragte, ob es denn schon etwas neues gäbe. Er läge im Aufwachraum war die Antwort.

Nun ja, dachte ich, da wird er noch ein Stündchen oder zwei sein, machst dich auf den Weg. Gedacht – getan. Angezogen, schliesslich war es in Wien sau kalt ( Minus!!! 18 Grad) und ab zum Bus. Ne Stunde sollte die Fahrt ins Spital dauern. Ich dachte noch bei mir, bis ich das alles gefunden hab, ist der Kerl sicher wach. Als ich dann im Spital ankam und die Station gefunden hatte war meine erste Frage natürlich: „Ist er schon da?“ Eigentlich witzig, denn ich hatte vergessen den Namen meines Verlobten zu erwähnen. Aber die Stationsschwester war so lieb mich nach diesem zu Fragen und meinte, er wäre noch im Aufwachraum. Obwohl keine Besuchszeit war durfte ich im Warteraum warten. Alle halbe Stunde fragte ich die Schwestern ob es denn etwas neues gäbe und immer die selbe Antwort: „Er ist noch im Aufwachraum“ Alle Stunde ging ich eine Rauchen und wenn ich hoch kam, fragte ich natürlich zu aller erst nach meinem Sascha. Es schien, als wollte mein Kerl sich schon im Aufwachraum ausschlafen. Und ich wartete.

Nun muss ich euch aber erzählen, dass diese Schwestern auf der Station 32 super waren. Sie waren geduldig mit meiner Ungeduld, haben ab und zu nach mir gesehen und waren immer freundlich, egal wie oft ich nachfragte. Ich hatte nie den Eindruck zu stören oder ihnen auf den Nerv zu gehen. Eine Schwester war dann letztendlich so lieb, mir zu erklären, welches Telefon klingeln würde, damit man Bescheid bekommt, dass mein Mann auf Station kommt. Und genau das klingelte auch etwa 20 Minuten später.

Und dann sah ich ein Bett und einen Oberkopf. Und nichts hielt mich mehr im Wartebereich. DAS war MEINER. Mir fiel eine Last von den Schultern. Auch wenn man im Gefühl hat, dass alles gut ist, macht man sich ja doch Sorgen und Gedanken. Ich bin ans Bett und das erste was ich sagte: „Diese Frisur kenn ich doch!“ Im Halbschlaf schaute mich mein geliebter Mann an und meinte nur erstaunt und erfreut: „Du bist da!“ bevor er dann wieder ein wenig wegdämmerte.

Ich begleitete ihn noch ins Zimmer. Eine halbe Stunde später fuhr ich dann Heim. Er schlief immer wieder ein und ich hatte gesehen, was ich sehen wollte, nämlich dass es ihm wirklich den Umständen entsprechend gut ging. Er hatte sechs Stunden gebraucht zum Wachwerden und ich brauchte dringend einen Kaffee und es war schon lange nach meiner Medikamentenzeit als ich zu Hause ankam.

Da ich es nicht gewohnt bin, ohne Hintergrundgeräusche im Bett zu liegen, hatte ich so meine Probleme mit dem Schlaf. Außerdem spürte ich, wie Sascha die Schmerzen plagten. So fuhr ich direkt am nächsten Morgen wieder ins Spital. (Wen interessieren schon Besuchszeiten???) Ich musste einfach sehen wie es ihm ging. Es hat sich niemand daran gestört, dass ich um halb elf schon im Spital war, statt um 14 Uhr zur offiziellen Besuchzeit. Sascha war total erledigt und hatte starke Schmerzen. Und auch hier wieder ein Lob an die Station 32. Er klingelte und es dauerte keine Minute bis eine Schwester kam. Er sagte er hat Schmerzen, und es dauerte weiter keine Minute bis er einen Tropf mit Schmerzmittel bekam. Wir kennen andere Spitäler, wo es gut und gern mal 10 Minuten braucht, bis überhaupt eine Schwester kommt beim Klingeln.

Er war noch sehr schwach und sehr müde. Statt einer Microchirugie, die begonnen wurde, wurde dann doch ein Bauchschnitt gemacht, weil der Darm bereits mit der Bauchwand verwachsen war. (Danke an all jene Chirurgen die die OP abgelehnt hatten. Daran seid IHR schuld) Der Darm musste vorsichtig gelöst werden, was beim offenen Schnitt einfacher zu machen ist. Dementsprechend hat Sascha drei kleine Schnitte und einen ca 20 cm langen Schnitt. Alles sauber getackert. Das sieht vielleicht aus mit den Tackern im Bauch.. Schmunzelt.

Das Schmerzmittel machte ihn müde. Aber gut, ich hasse Krankenhäuser ohnehin und bin nach eineinhalb Stunden heim gefahren.
Ich fuhr jeden Tag in die Klinik. Eine Stunde hin, eine zurück, bei zwischen Minus 12 und Minus 20 Grad. Für eineinhalb Stunden. Manche haben mich in der Zeit für verrückt erklärt. Für mich ist es selbstverständlich meinen Verlobten jeden Tag zu besuchen, wenn er im Spital ist. Ja, es war saukalt, ja, ich hatte einen Rheumaschub, ja, ich hab mir den Wadenmuskel angerissen. Ja, UND??? Da, genau am anderen Ende von Wien liegt mein Mann. Wo sollte ich sonst sein?

Nach ein paar Tagen kamen die Verbände schon ab und er behielt nur noch die Drainage. Er durfte sogar am zweiten Tag danach schon duschen. Und nun, so neugierig wie ich nun einmal bin, hab ich mir das Ganze mal angesehen. Und ich bin begeistert. Der Chirurg hat klasse Arbeit geleistet. Ich kenne es normal bei Sascha, dass die Wunderänder sich röten, er leichte Entzündungen bekommt. Aber genau das ist hier nicht passiert. Übrigens bis heute nicht. Sehr saubere Arbeit lieber Herr Chirurg.

Am 27.2. wurde Sascha dann entlassen. Mit der Drainage. Es hatte kaum noch nachgeblutet und es ging ihm soweit wieder gut. Ok, sitzen war blöd, aber mittlerweile machbar. Laufen konnte er nicht weit, aber weit genug. Liegen war eigentlich das größte Problem, weil er da die Tacker am meisten spürt. Jetzt geht auch das etwas besser. Zwei Tage später wurde ambulant dann auch die Drainage entfernt.

Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Sascha halbwegs normal belastbar sein wird. Er wird nie mehr, mehr wie fünf Kilo tragen dürfen. Aber das kenne ich, ich darf das wegen meiner Hernie damals auch nicht. Ansonsten muss er in Zukunft immer einen Mesh-Implantat-Pass bei sich tragen.

Morgen kommen die Tacker aus dem Bauch. Ich weiß jetzt schon, dass ihm das echt weh tun wird. Aber danach steht der Heilung, auf die wir über ein Jahr warten mussten, nichts mehr im Wege.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert